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Darf’s ein wenig Essenz mehr sein?

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Claudio Casula macht sich auf der “Achse des Guten” über Leser der Hamburger “Morgenpost” und deren Antworten auf die von der Zeitung gestellten Frage lustig, was man denn tun würde, wenn man Papst wäre:

Fünf Hamburger wurden vor der Wahl des neuen Pontifex befragt, was sie „als Erstes machen würden“. Das Ergebnis haut Jorge (sprich: “Horrhää”) Bergoglio aka Franziskus I. nicht eben den Pileolus vom Haupt; es handelt sich um die – zumal in der stets politisch korrekten und ergo sturzlangweiligen Mopo – sehr vorhersagbaren Punkte, die zufällig auch alle irgendwie mit dem Geschlechtlichen zu tun haben:

„Zölibat abschaffen“, „Abtreibung erlauben“, „Verhütung tolerieren“, „Ehe auch für Homopaare“, sowie „Schluss mit Pädophilen“ – eine Forderung, die ein gewisser Justin H. erhebt und die, allgemein als rechtspopulistisches Statement verpönt, im Gewand des Katholikenbashings offenbar willkommen ist: „Als Papst würde ich zuerst dafür sorgen, dass sich Priester nicht mehr an Kindern vergreifen.“

Ja, möchte man meinen, das sind doch alles Forderungen, denen man aus vollen Herzen zustimmen kann, oder etwa nicht?

Nicht jedoch für Casula, dem das alles offenbar zu oberflächlich ist und allzu wenig Tiefe bietet:

Rein theoretisch bestünde auch die Möglichkeit, sich – vor allem als Oberhaupt einer Kirche, der 1,2 Milliarden Menschen angehören – mal mit der Essenz des Glaubens auseinanderzusetzen oder mit der Frage, wie man einer Welt, der gerade alle möglichen Werte abhanden kommen, Orientierung anbieten könnte, aber das hat dann leider nicht notwendigerweise was mit Sex zu tun, liegt also außerhalb des Vorstellungsbereichs der meisten Hobby-Kirchenkritiker.

Was für ein kryptischer und nebulöser Satz! Was will uns Casula damit sagen? Dass die Essenz des Glaubens im Zölibat, dem Verbot der Abtreibung,Verhütung und Homo-Ehe sowie in der Toleranz für Kindesmissbrauch liegt? Oder dass Menschen, die bspw. für die Homo-Ehe eintreten keine wahren Gläubigen sein können? Und inwieweit kommen der Welt gerade alle möglichen Werte abhanden? Ist der Zölibat ein wichtiger Wert? Ist die Homo-Ehe das Abgleiten in die Orientierungslosigkeit? Und wieso sollen Werte, die uns ein Papst vorgibt, besser sein, als die eines Lesers der “Morgenpost”?

Im Übrigen halte ich die Idee von Casula, sich mehr mit der Essenz des Glaubens und weniger mit “Sex” auseinanderzusetzen, für gar nicht so schlecht. Aber er sollte sie nicht an die Leser der “Morgenpost”, sondern an die Repräsentanten der Katholischen Kirche selbst richten. Die haben nämlich in letzter Zeit die Suche nach der Essenz ihres Glaubens ein wenig vernachlässigt, und sich statt dessen darauf konzentriert, Homos, Geschiedenen, Wiederverheirateten und ungewollt Schwangeren in Not das Leben schwer zu machen, während man gleichzeitig eine verhältnismäßige Indifferenz gegenüber Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen an den Tag legt.

Aber vermutlich gehört das alles zu den Grundpfeilern der Orientierung, die man bewahren sollte, damit die Welt nicht im Chaos des Werteverfalls versinkt.



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